Famulaturbericht Nepal März 2024

Famulaturbericht Nepal März 2024

Im März 2024 hatten wir die Chance, mit United Smile e.V. an einer zahnmedizinischen Famulatur in Nepal teilzunehmen.

Diese Erfahrung war für uns alle nicht nur fachlich sehr wertvoll, sondern ermöglichte uns auch einen Einblick in die Gesundheitsversorgung eines Entwicklungslandes und eröffnete uns eine besondere Perspektive auf die kulturelle Vielfalt Nepal.
 
In den Monaten vor unserer Reise bereiteten wir uns ausgiebig auf unseren Einsatz vor: Um unsere Patienten in Nepal bestmöglich versorgen zu können, waren wir auf Materialspenden angewiesen und konnten auf die Großzügigkeit einiger Firmen zählen. Insgesamt kamen so gut 40 kg Spenden zusammen und wir mussten kreativ werden, um auch alles nach Nepal zu fliegen. 

Unsere Famulaturgruppe wurde in zwei Teams mit jeweils vier Mitgliedern aufgeteilt. Das erste Team behandelte in der Nähe des Chitwan-Nationalparks im Süden des Landes, während das Team zwei westlich von Pokhara in den Bergen in Salija tätig war.



Während unseres Einsatzes im Süden des Landes schwitzte die eine Gruppe bei warmen Temperaturen, während die andere in den Bergen bei kühlem Bergwind eher fröstelte und sich abends am Ofen wärmte.
Trotz der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen brachten unsere Patienten ähnliche Probleme und Anforderungen an uns mit: Wir waren von der Zahngesundheit der erwachsenen Bevölkerung im Schnitt positiv überrascht. Einzelne Zähne waren behandlungsbedürftig und wir sahen viel Zahnstein und Verfärbungen durch den hohen Kautabak- und Schwarzteekonsum. Insgesamt waren aber viele Zähne gesund und standen fest im Knochen. Wir fanden bei den check-ups sogar einige vollverblendete Kronen und Brücken und hatten sogar ein paar Patienten mit Prothesen. Im Gegensatz zu den Erwachsenen hatten die Kinder im Durchschnitt leider sehr schlechte Mundhygiene und ein Großteil der Zähne – sowohl im Milch- als auch im bleibenden Gebiss – war kariös. Wir führten diesen markanten Unterschied in der Mundgesundheit zwischen den Generationen auf das inzwischen leichter verfügbare Angebot an Süßigkeiten zurück, warteten doch einige unserer kleinen Patienten munter mit einem Lolli im Mund auf ihre check ups. Neben den eigentlichen Behandlungen versuchten wir also auch das Bewusstsein für Mundhygiene und zahnfreundliche Ernährung bei Kindern und Eltern zu verbessern und verteilten Zahnbürsten und Zahnpasta unter den kleinen Patienten.

Unser Behandlungsspektrum erstreckte sich von Zahnsteinentfernung und Fluoridlack Applikation über Mundhygieneinstruktionen zu Füllungen und Extraktionen. Bei eingeschränkten Möglichkeiten war es uns nicht möglich Wurzelkanalbehandlungen, prothetische Versorgungen und komplexere Eingriffe wie Weisheitszahnextraktionen anzubieten. Diese Patienten überwiesen wir an nepalesische Zahnarztpraxen, die es natürlich auch in Nepal prinzipiell gibt. Dort können auch komplexere Behandlungen durchgeführt und Zahnersatz hergestellt werden. Allerdings fehlt dem Großteil der Bevölkerung – gerade in abgelegeneren Gebieten - oft die Zeit und das Geld, um zum Zahnarzt zu gehen, weshalb die behandlungsbedürftigen Zähne dann bereits große Kavitäten hatten, teils nicht zu erhalten waren und viele Patienten sehr dankbar für unser kostenloses Angebot waren. So gewannen wir durch unsere Behandlungen nach und nach alle einen Einblick in die Gesundheitsbedürfnisse und -herausforderungen der nepalesischen Gemeinden aus einer ganz besonderen Perspektive.



Abseits unserer beruflichen „Verpflichtungen“ hatten wir auch die Gelegenheit, die Schönheit und Vielfalt Nepals zu erleben. Von den üppigen Wäldern des Chitwan-Nationalparks mit seiner vielfältigen Tierwelt (wir haben sogar einen Tiger gesehen, solch ein Glück!) bis hin zu den idyllischen Bergen von Salija bot das Land eine atemberaubende Kulisse für unsere Famulatur. Beim Trekking verausgabten wir uns körperlich, wurden mit atemberaubenden Ausblicken auf die schneebedeckten Gipfel des Himalaya aber reichlich belohnt. Ein kleines Highlight unseres Aufenthaltes war außerdem das Holi-Festival in Kathmandu, das zufällig in unserem Reisezeitraum lag und wo wir paniert in buntem Farbpulver auf den Straßen Kathmandus mit den Nepalesen den Sieg von Gut über Böse und den Beginn des Frühlings feierten – für Holi steht das Land quasi still, weil es so ein großes Fest ist.



Insgesamt waren unser Aufenthalt und die Behandlungen in Nepal eine unvergessliche Erfahrung, die unsere berufliche und persönliche Entwicklung nachhaltig beeinflusst hat. Nach einem Monat Reisen auf abschüssigen Schotterstraßen, Nächten im Schlafsack und Einblicken in das oft harte Leben und die alltäglichen Probleme vieler Nepalesen, haben wir eine besondere Dankbarkeit für all den kleinen Luxus, den wir hier in Deutschland gewöhnt sind, entwickelt. Besonders dankbar sind wir jedoch für all die schönen Eindrücke und Erlebnisse, die wir sammeln durften. Die Nepalesen gehören wohl zu den freundlichsten Menschen, die wir bisher kennenlernen durften und wir wurden stets mit großer Gastfreundschaft herzlich aufgenommen. Nikki von Healing Hands Nepal, die uns vor Ort begleitet und sich um alles Organisatorische gekümmert hat, hat uns viel über ihr faszinierendes Land erzählt und das Team ist uns während unserer Zeit ans Herz gewachsen.

Danke an United Smile e.V., die uns diese Famulatur ermöglicht und alles organisiert haben! Wir hatten eine tolle Zeit und werden noch oft daran zurückdenken.
+49 36424-5730

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